20. November 2025

Zu fast jeder Trauerfeier singt ein Solist. Üblicherweise gibt es eine Stunde vorher eine kurze Probe. Danach ist also viel Wartezeit. Ich sehe in den schnee-grauen Himmel und auf meinen Fahrradsattel, der schon wieder eine 10cm-dicke Haube bekommen hat. Von draußen rückt die Trauergesellschaft heran.

Mancher Gedanke – es wäre gar gut, ihn aufzuschreiben – ist nach einigen Stunden wieder entwichen. Das ist schade. Hat aber auch Vorteile: der Gedanke möchte neu gedacht werden, vielleicht dann auch anders. Das ist der erste Prüfstein, ob es wirklich ein guter, lohnender Gedanke ist.

Wir leben ständig in Kon- und Dissonanzen unterschiedlichster Art. Wir suchen den Ausgleich zwischen beiden, oftmals eher unbewusst. Es ist offenbar eine Lebenskunst, diese Seiten auszubalancieren. Die äußeren Umstände werfen uns in das eine oder andere Feld, oder wir gehen bewusst hier oder dort hin. Die Notwendigkeit eines folgenden Ausgleiches ahnend oder sogar wissend. Ein täglicher Antrieb. Und vielleicht ist unsere Sehnsucht, zu verschiedenen Zeiten die Seiten in eine schlüssige Korrespondenz zu bringen, wie etwas, was unser Leben in verschiedenen Farben erscheinen lässt.

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